Wenn der Chef die Beherrschung verliert

Flippt ein Vorgesetzter aus, leiden in den meisten Fällen die betroffenen Mitarbeiter darunter. Was für einen Charakter hat ein Choleriker und wie ist es möglich, angespannte Situationen zu entschärfen?

Direkt nach Arbeitsbeginn das gleiche Bild wie so oft: Der Vorgesetzte schaut sauer und wirft einen eiskalten Blick in die Runde. Alle wissen genau, was das heißt: Wenn ihm der kleinste Anlass gegeben wird, verliert er die Beherrschung. Er haut mit der Faust auf den Tisch, tobt, schreit und sagt Dinge, die das Thema gänzlich verfehlen.

Für Mitarbeiter ist es häufig schwierig, mit der Situation umzugehen, in der ihr Chef ausrastet. Einerseits wegen der Situation selbst, aber auch weil der Job vom Vorgesetzten abhängt. Aber Betroffene haben viel Gesellschaft, denn knapp 63 % von Befragten gaben im Rahmen einer Umfrage an, dass ihre Vorgesetzten bereits bei einer Kleinigkeit die Beherrschung verlieren.

Hinterhältigkeit ist Cholerikern meistens fremd

Es ist sicherlich kein Zufall, dass viele bei ihren Vorgesetzten cholerische Züge erkennen, schließlich steckt hinter einem rasch erregbaren Menschen häufig jemand, der eine große Antriebs- und Willenskraft hat. Genau das ist die Eigenschaft, die ihn für eine Führungsposition befähigt – neben einer gewissen Dynamik sowie einer beachtlichen Leistungsbereitschaft. Wer von sich behaupten kann, temperamentvoll, dynamisch und ehrgeizig zu sein, birgt Explosionsrisiko.

Wütender Chef
Wütender Chef (Quelle: pixabay, CCL)

Einen kleinen Trost spendet die Feststellung, dass Chefs, die Gefühle offen zeigen, Orientierung schaffen und Wünsche direkt äußern. Choleriker handeln nur selten hinterhältig oder zeigen verdeckte Manöver. Aber: Bei jeder Kleinigkeit explodierende Vorgesetzte haben zu wenig Selbstkontrolle, womit sie ein schlechtes Vorbild sind.

Selbstbewusst und offen gegensteuern

Werden die Wutanfälle häufiger, drückt das die Stimmung und kann die Leistungsbereitschaft innerhalb des Teams senken. Deshalb sollten Grenzen mit Augenmaß aufgezeigt werden, indem dem Chef sein unangenehmes Verhalten klar gemacht wird; auch dann, wenn das in der Chef-Mitarbeiter-Konstellation nicht leicht ist.

Der Mitarbeiter hat schon aus Hierarchiegründen eine schwächere Position inne, dennoch sollte er keine ängstliche oder passive Haltung annehmen. Stattdessen ist ein sachliches, selbstbewusstes Auftreten mit ruhiger Stimme angebracht. So klappt eine Abgrenzung und es ist einfacher, die Wutanfälle nicht persönlich zu nehmen.

Wenn der Chef kein Ende findet, darf der Raum verlassen werden. So entzieht sich der Mitarbeiter der Wut und dient nicht mehr als Adressat. Der Chef kann über sein Benehmen nachdenken. Wer den Rückzug antritt, sollte dies ruhig machen und beispielsweise keine Türen knallen, was die Wut verstärken könnte. Am nachhaltigsten dürfte eine offene Unterhaltung mit dem Chef sein, in welcher sachlich aufgezeigt wird, wie Wutanfälle die Teamleistung einschränken und sich auf die Atmosphäre auswirken.

Susanne Voss

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